Sensation vor 150 Jahren: Der erste stählerne Eisbrecher der Welt kam aus Hamburg!
Während wir uns heute über herrlich kalte Wintertage freuen und uns schon beim ersten richtigen Frost voll Aufregung die Hände reiben, in der Hoffnung auf das immer seltener werdende winterliche Alstervergnügen und mächtige Eisschollen auf der Elbe, so waren die Winter unserer Hamburger Urahnen oft klirrend kalt und stellten die Schifffahrt vor mächtige Probleme.
Bis Mitte des 19. Jh. war es immer ein heikles Unterfangen, die damaligen Holzschiffe, Segler wie auch sämtliche Hafenschuten von der Eisdecke zu befreien, damit sie keinen Schaden nahmen. Von Hand, mit Pickeln, Sägen und Äxten wagten sich mutige Männer auf das Eis, um die Schiffe vor zu hohem Eisdruck zu bewahren. Das war mühsam und vor allem im höchsten Grade gefährlich. Dabei ging es gar nicht um eine eisfreie Fahrrinne, was die Kaufleute für auch winterlich ungehinderten Transport natürlich fabelhaft gefunden hätten, eher ging es um den Erhalt der Schiffe.
Ab der zweiten Hälfte des 19. Jh. sollten sich die Dinge aber ändern. Die Dampfmaschinen waren erfunden und die Dampfschifffahrt mit schwimmenden Kolossen aus Eisen war auf dem Vormarsch. So wurde der Ruf der Hamburger Reeder und Kaufmänner immer lauter, auch im Winter ungehindert über die Elbe Handel treiben zu können. Der Winter 1870/ 1871 war wieder einer der härtesten der letzten Jahre und mächtige Eisdecken ließen sämtlichen Wasserhandel wieder erstarren und brachten zudem großen Schaden. Da gründete sich eine Vereinigung, das „Comité“ führender Hamburger Kaufleute und Schifffahrtsdirektoren zum Bau eines eigenen eisbrechenden Schiffes. Sie schrieben einen Wettbewerb der besten Ideen aus.
Auf diese einmalige Gelegenheit hatte der aus St. Pauli stammende Schiffbauingenieur Steinhaus nur gewartet. Schon lange tüftelte er an verschiedenen Möglichkeiten des Eisbrechens herum. Er entwarf ein Schiff aus Eisen, das sich mit seinem Bug auf die Eisdecke hebt, um sie dann, mit genügend Dampfkraft und Antrieb zu brechen. Er entwickelte den ersten echten Eisbrecher der Welt und gewann mit seinem Entwurf den Wettbewerb.
Nach diesem Entwurf wurde nun auf der Wilhelmsburger Reiherstieg Schiffswerft und Kesselschmiede, damals eine der führenden Werften für Eisenschiffbau, der erste Eisbrecher der Welt gebaut. Getauft auf den Namen „Comité“, wird er im Dezember 1871 in Dienst genommen. Dieser Eisbrecher ist weltweit das erste Spezialschiff, welches einzig und allein für das Eisbrechen gebaut wurde.
Dieses Urschiff aller Eisbrecher sollte eine lange Dienstzeit vor sich haben. Mehrmals umbenannt fuhr es nach Ende des 1. WK unter dem Namen „Eisfuchs“. Auch den 2. WK überlebte der alte Eisbrechdampfer unbeschadet und wurde im stolzen Alter von 84 Jahren 1956 außer Dienst genommen.
Für Euch recherchiert und aufgeschrieben von Guru Antje.
