Telemann – Wir können nichts
Ein großer Name der Hamburger Geschichte ist unweigerlich der des berühmten Barockkomponisten Georg Philipp Telemann. In langen Corona-Monaten mal wieder ausgiebig Barock-Musik gehört, fing ich an, mich mehr für Leben und Werk des großen Georg Phillipp Telemann zu interessieren, besonders, da er viele Jahre in Hamburg verbrachte. Da stellte ich fest, der Mann hatte feinsten hanseatischen Humor…hier folgend für Euch gefunden:
Geboren im Jahre 1681 in Magdeburg, führte ihn sein Lebensweg über Studienzeiten in Leipzig und dort auch ersten Erfolgen, Eisenach und Frankfurt a.M. schließlich 1721 nach Hamburg, wo der damals schon recht bekannte Telemann zum Kantor des ehrwürdigen Johanneums berufen wurde und die höchst achtbarste Stellung des Musikdirektors der fünf Hauptkirchen Hamburgs übernahm. Soweit so gut und vielen Menschen auch bekannt. Die aber eher unbekanntere Seite des großen Telemann, der in seiner 86jährigen Lebenszeit mehr musikalische Werke als Bach und Händel zusammen schuf, war jene seines feinsinnigen Humors. So galt er auch als Schrecken der Hamburger Verwaltungen.
War es damals üblich Konzerte in Festräumen, Schulsälen oder Kirchen zu geben, war dem großen Meister die Akustik des Raumes weitaus wichtiger. So bestand er einige Zeit auf die Durchführung einiger geistlicher Konzerte im Drillhause, einem Exerzierschuppen, oder dem Baumhause, einer Gaststätte am Hafen.
Auf mit seinem Musikalischen Werk trieb er den ein oder anderen Schabernack. So war er seinen Oberen vertraglich verpflichtet, zu Festmahlzeiten die ein oder andere Festkantate zu schreiben, was ihm häufig missfiel. So kam es zu folgender Begebenheit: Die Zeilen der gewünschten Festkantate reichte er vorschriftsgemäß ein und diese wurden von den oberen Herren als passend abgenickt.
Wir haben das Wohl der Stadt bedacht
Und alles, alles recht gemacht;
Nun aber, als echte Hanseaten,
nun essen wir Ochsenbraten.
Das Festmahl begann, Telemann und sein Chor standen bereit und die letzte Zeile des Textes sollte sich, wie typisch einer Kantate, zur prachtvollen musikalischen Rache entfalten. Wie es sich für eine Kantate gehört wird die letzte Zeile des Textes in vielfältigen melodischen Varianten dutzendfach wiederholt:
„Nun essen wir, Ochsen“
„Nun essen wir, Ochsen“
„Nun essen wir, Ochsen“ usw usw…und irgenwann letztendlich „Nun essen wir Ochsenbraten“.
Ein anderes Mal wurde Telemann von einem Konkurrenten zu einem Wettstreit der Chöre im direkten „vom Blatt singen“ herausgefordert. Telemann ließ sich ein. Wie üblich solcher Wettstreite musste der Text des dafür eigens komponierten mehrstimmigen Chorstückes aus der Bibel stammen. Telemann wählte für sein neues Werk den Bibelvers: „Wir können nichts wider den Herrn reden“
Der Tag des Wettstreites kam, die Chöre standen bereit, das Gotteshaus war mit freudigem Publikum randvoll gefüllt. Telemann übergab sein Werk dem Herausforderer. Dieser schaute kurz auf Vers und Melodie, erkannte die Einfachheit des Werkes und verteilte siegesgewiss die Notenblätter an seine Sänger. Er betrat das Dirigentenpult und gab den Ton an. Der Anfang glückte bravurös und so füllten sich die heiligen Räume des Gotteshauses mit wohltönendem Chorgesang. Das Werk folgte der gleichen Rezeptur wie einst die „Ochsen-Kantate“, nur dieses Mal bezog sich die Wiederholung des Verstextes auf den ersten Teil des Verses. Mal als Einzelstimme, Duo, Trio, schließlich als gesamter Chor füllten minutenlang unter gar himmlischen Klängen die Worte das Gotteshaus „Wir können nichts, wir können nichts, wir können nichts, wir können nichts“
Das Publikum soll sich krümmend vor Lachen, laut brüllend die Bäuche gehalten haben. Der Chor brach seine Sangeskunst ab und Telemann wurde zum sofortigen Sieger ernannt.
Für Euch recherchiert und aufgeschrieben von Guru Antje.